Das Best-Of aus unserem Interview mit Harry Wijnvoord
Das ungekürzte Interview finden Sie hier.
Blue Ribbon: Sie wohnen hier wunderschön. Ist das ihre Wahlheimat?
Harry Wijnvoord: Ja, ich bin hier sehr gerne. Ich kam aus Bayern und hatte die Möglichkeit nach Senden zu kommen durch einen Zufall. Ich habe schon eine Zeit lang hier gewohnt. Dann hat sich das Objekt hier angeboten. Vor 19 oder 20 Jahren und dann habe ich zugeschlagen und noch ein bisschen dran gearbeitet. Es ist unser Paradies.
Blue Ribbon: Ihr Ursprung sind ja die Niederlande. Was hat Sie hergebracht?
Harry Wijnvoord: Meine Eltern. Mein Vater hatte ein Geschäft in Frankfurt und da sind wir am 14.12.1964 mit der gesamten Familie Wijnvoord, Vater, Mutter und vier Kinder, nach Deutschland gekommen. Ich war der Älteste von Vieren und es war eine sehr schwierige Zeit - mit fünfzehneinhalb Jahren, schwer pubertierend. Auf einmal dann Deutschland. Das war nicht das Gelbe vom Ei. [...]
Blue Ribbon: Jetzt wissen wir alle, was aus Ihnen geworden ist. Aber hat es noch damit zu tun, was Sie mal werden wollten?
Harry Wijnvoord: Ich konnte nie das werden, was ich wollte, weil ich nicht gefragt wurde. Ich sollte Kürschner werden - das ist Pelzmäntel machen. Mein Vater hatte ein Pelzgeschäft und ich sollte das lernen, weil in Deutschland muss man eine Lehre machen, weil man sonst sein Leben lang ein Hilfsarbeiter ist.
In seinem Eigenheim zum Kaffee geladen
"Das ist unser Paradies"
Und mein Vater sagte „Du kommst zu mir ins Geschäft und wirst Kürschner.“ Aber das wollte ich garnicht. Das ist ein sehr schwerer Beruf und ein sehr dreckiger Beruf. Felle und Farben und Chemikalien und Haare…. Also ne ne. Ich war das nicht. Da wurde ich dann auch von meinem Vater hochkant rausgeschmissen - nach drei oder vier Monaten, wegen nachgewiesenes Desinteresses und Faulheit. Und am nächsten Tag sagt er zu seinem Steuerberater: „Was mache ich mit dem Kerl? Der muss doch eine Lehre machen.“ „Dann schick ihn zu mir.“ Und am nächsten Morgen ging ich zu Fräulein Bach und begann eine Lehre zum Steuerberater. Da wurde ich wieder nicht gefragt. Aber ich wusste aus der Nummer komme ich jetzt nicht mehr raus und hab es auch gemacht. Ich habe meine Lehre gemacht, meine Prüfung gemacht, habe also eine abgeschlossene Berufsausbildung. Wie ich meinen Schein bekommen habe, diesen Gehilfenbrief, habe ich den meinem Vater gegeben, nicht wissend, dass ich den wieder brauche, wenn ich meine Rente beantrage. Da habe ich in der Handelskammer Frankfurt angerufen und gesagt: „Ich habe die Prüfung bei euch gemacht, aber den Schein nicht mehr.“ Sie sagten nur: „Da haben wir eine ganze Abteilung für.“ Da habe ich dann meinen Schein bekommen. Das macht immerhin 4,68 Euro pro Monat aus (lacht). [...]
Blue Ribbon: Haben Sie früher mal jemandem nachgeeifert?
Harry Wijnvoord: Nein, ich musste vorsichtig sein.
Ich durfte nicht einen zu starken Akzent haben. Das war ja schon besetzt durch Rudi Carrell. Daher musste ich besser Deutsch reden, als er. Das ist mir schwergefallen. [...]
Blue Ribbon: Und letztes Jahr gab es ja sogar das Revival von 'Der Preis ist heiss'.
Harry Wijnvoord: Ja, nach 25 Jahren Pause gab es das Revival. Wir haben insgesamt drei Sendungen gemacht. Davon wurden zwei ausgestrahlt mit einem Wahnsinnserfolg. Somit haben wir noch weitere sechs Sendungen aufgezeichnet. [...]
Blue Ribbon: Irgendwann haben Sie sich ja entschlossen, dies für uns zu tun. Wie kam es dazu?
Harry Wijnvoord: Irgendwann hat mich jemand angerufen und da habe ich gesagt: „Ja klar, da mache ich mit.“ Und das habe ich dann zum Anlass genommen, mich auch mal wieder untersuchen zu lassen. [...]
Blue Ribbon: Aber was macht Sie da anders. Wir haben Zahlen vom Barmer Ärztereport gesehen aus denen hervorgeht, dass in 2019 weniger als 22% der Männer zur Untersuchung gegangen sind. Das ist ja nicht mal ein Viertel.
Harry Wijnvoord: Das ist Unwissenheit und vor allen Dingen ein Verdrängen. Man verdrängt das. Man will davon nichts wissen. Also: wenn ich nicht hingehe, dann weiß ich es auch nicht. Und dann kann es sein, wenn dann was ist also wenn ich Schmerzen kriege, dann ist es zu spät. Gerade bei Prostatakrebs ist es wirklich dann zu spät, um noch gut therapieren zu können. Weil wenn es im Frühstadium erwischt wird, ist es heilbar, reparierbar. Und es gibt so viele Sachen, die die Leute nicht machen. Das ist genau das selbe mit Diabetes wie mit Prostatakrebs. Die Leute die wollen es nicht wissen.
Wie Harry Wijnvoord in Hollywood entdeckt wurde und warum er lieber aktiv bleibt, statt sich dem Ruhestand hinzugeben, das können Sie im vollständigen Interview lesen. Und wenn Ihnen das Format gefällt, können Sie weitere Gespräche mit Marcel Reif, Joko Winterscheidt und weiteren Personen des öffentlichen Lebens, hier finden.